Zollverein
Zollverein

Zollverein

Die Zeche Zollverein war ein von 1851 bis 1986 aktives Steinkohlebergwerk in Essen. Sie ist heute ein Architektur- und Industriedenkmal. Gemeinsam mit der unmittelbar benachbarten Kokerei Zollverein gehören die Schachtanlagen 12 und 1/2/8 der Zeche seit 2001 zum Welterbe der UNESCO. Zollverein ist Ankerpunkt der Europäischen Route der Industriekultur.

Anfahrt

Die Zeche Zollverein liegt zentral nahezu mitten im Ruhrgebiet und kann problemlos über die A40 oder A42 erreicht werden. Wer in sein Navi als Adresse „Fritz-Schupp-Allee“ eingibt, wird von der A42 kommend entweder über Haldenstraße und Gelsenkirchener Straße bzw. Arendahls Wiese am beeindruckenden Areal vorbeigeführt. Hier fallen einem gleich zwei Dinge ins Auge: Das Gelände ist ziemlich groß (wirklich – man kann da echt Kilometer machen) und drumherum befinden sich nahezu durchweg Wohnhäuser. Letzteres ist ein Merkmal, welches man auch in anderen Zechenstädten beobachten kann. Während sich in anderen Gegenden Dörfer und Städte eher um sakrale Bauten wie Kirchen und Klöster entwickelt haben, ist/sind es vor allem im Ruhrgebiet oftmals die örtliche Zeche(n), welche den Kern bildet(e).

Das Gelände an sich ist ganzjährig, durchgehend und kostenlos zu betreten. Es gibt entlang des Areals diverse Möglichkeiten auf das Gelände zu gelangen. Aufgrund der weithin sichtbaren markanten Bauten und Maschinen ist man sowieso immer gefühlt auf dem Gelände – unabhängig davon, aus welcher Richtung man sich nun nähert oder es betritt.

Kostenlose Parkplätze befinden sich entlang der Fritz-Schupp-Allee und sind auch entsprechend ausgeschildert. Wer bei seinem Besuch gern zum Einstieg auf den bekannten und berühmten Doppelbock zugehen möchte, sollte auf dem Parkplatz A1 parken und anschließend an der Gelsenkirchener Straße entlang laufen. Unmittelbar hinter der Bahnstation „Zollverein“ geht es dann links rein und auf das Gelände.

Für die Liebhaber der etwas kürzeren Wege bieten sich die anderen A-Parkplätze entlang der Fritz-Schupp-Allee an.

Auf dem Gelände

Betritt man Zollverein von der Gelsenkirchener Straße kommend, geht man durch das ehemalige Werktor direkt auf den bekannten Doppelbock von Schacht XII zu. Aus der Ferne wirkt er schon beeindruckend (und echt groß). Wenn man so unmittelbar davor steht und sich die nun stillstehenden Förderräder anschaut, kann man noch ein wenig von der Energie spüren, die bis 1986 hier wirkte, um die Bergleute nach Untertage und wieder zurückzubringen.

Wer sich „nur“ umschauen möchte, sollte sich nach rechts wenden und der Panorama-Route folgen. Alle interessanten Objekte sind ausgeschildert. Zudem befinden sich entlang der Route ausreichend Ständer für Infomaterialien sowie eine Übersichtskarte für das gesamte Gelände.

Kohlenwäsche

In unmittelbarer Nähe zum Doppelbock befindet sich die ehemalige Kohlenwäsche. Diese beherbergt das Ruhr-Museum und bietet den idealen Einstieg für den größeren Besuch. Wer den Doppelbock zu seiner Rechten liegend passiert, erreicht die Kohlenwäsche innerhalb weniger Minuten.

Ursprünglich mussten die Arbeiter über verschiedene Stiege und Treppen hinauf zur Kohlenwäsche gelangen. Diese traditionellen Wege gibt es heute (leider) nicht mehr. Dafür bieten sich den Besuchern zwei Möglichkeiten hinauf zum Ruhr Museum zu kommen. Den etwas furchtloseren und schwindelfreien Zeitgenossen empfehle ich die Rolltreppe zu nehmen. Diese bringt die Besucher in einem recht steilen Winkel von 0 auf 24 Meter. Alternativ kann man auch einen Aufzug nehmen. Dieser befindet sich rechts am Gebäude, wenn man geradeaus vom Doppelbockgebäude kommend weitergeht.

Ruhr Museum

Die Kohlenwäsche ist schon von außen beeindruckend und verdammt groß. Betritt man die große, hohe Halle von der Rolltreppe kommend, kann man immer noch erahnen, dass hier bis 1986 tagtäglich die nur leicht verunreinigte Kohle gewaschen wurde und wie laut und dreckig das alles gewesen sein muss. Zur Linken befindet sich die Information, zur Rechten liegt ein kleines Café und irgendwie drumherum und mittendrin befinden sich noch alte Maschinen und Rohre aus den alten Tagen der Kohlenwäsche.

Zentrale Anlaufstelle in der Kohlenwäsche ist die Information. Hier bekommt man kostenlos alle notwendigen Unterlagen, um sich auf dem großen Gelände zurechtzufinden (Tipp: Eine Karte vom Gelände hilft in jedem Fall). Zusätzlich kann man hier auch Tickets für die verschiedenen Ausstellungen im Ruhr Museum erwerben. Der reguläre Eintritt pro Person liegt bei 8 Euro. Möchte man noch eine oder mehrere der Sonderausstellungen besuchen, kommen bis zu 2 Euro pro Person hinzu. Im Eintritt inklusive ist bereits der Zugang zum Portal der Industriekultur. Neben vielen digital dargestellten Wahrzeichen der Industriekultur (bspw. das Dortmunder U) kann man sich einen ca. 15-minütigen Film über das Ruhrgebiet von vorgestern, gestern und heute anschauen. In einem 360°-Kino, eingebettet in einen urigen Raum. Herrlich. Der Film in dem Ambiente lohnt sich in jedem Fall.

Neben den klassischen Museumstickets kann man hier auch Führungen entlang des Denkmalpfades Zollverein buchen. Tatsächlich sind diese Führungen historisch gewachsen, d.h. es gab sie schon lange bevor Zollverein zum UNESCO-Welterbe erklärt wurde. Rund zwei Jahre nach der Schließung der Zeche waren es nämlich die Angehörigen der Zollvereiner, die sich anschauen wollten, was denn so alles hinter den vormals verschlossenen Werkstoren lag und wo denn ihre Männer genau malocht hatten. Und so sind es auch heute noch ehemalige Bergleute, die die Besucher über „ihren Pütt“ führen und die eine oder andere Anekdote zum Besten geben.

Die einzelnen Abteilungen im Ruhr Museum erstrecken sich über alle Ebenen. Sie sind zeitlich chronologisch so gegliedert, dass man im Erdgeschoss beginnen bis hoch unters Dach gefühlt alle Zeitalter der Erdgeschichte durchläuft und interessante Exponate über alle Ebenen bewundern und bestaunen kann. Als echten Höhepunkt dieser Museumstour betritt man dann das Dach der Kohlenwäsche. Dort eröffnet sich ein 360°-Blick auf das Zechengelände ebenso wie auf das umliegende Ruhrgebiet.

Kokerei

Die Kokerei befindet einen sich von Schacht XII kommend gewissermaßen auf der entgegengesetzten Seite des Areals. Wer ohne links oder rechts zu schauen dorthin geht, dürfte wohl in 10 bis 15 Minuten dort ankommen. Allerdings würde man so auf dem Weg dorthin die eine oder andere gute Aussicht oder interessanten Wegpunkt verpassen. Von der Kohlenwäsche kommend geht man am besten wieder zurück zum Werkstor an der Gelsenkirchener Straße und biegt vor diesem nach links ab und folgt anschließend der Ringpromenade. Diese führt vorbei an der ehemaligen Elektrowerkstatt, weiter zum Niederdruckkompressorenhaus (in welchem inzwischen ein Restaurant mitsamt Sommergarten untergebracht ist) und an den Gebäuden von Schacht 1/2/8 vorbei weiter zur Kokerei. Wer vor Schacht 1/2/8 nicht nach links abbiegt, sondern schräg geradeaus weitergeht, kann noch ein paar Blicke auf die Bullmanaue werfen und anschließend wieder auf die Ringpromenade zurückkehren und schließlich nach rechts zur Kokerei gehen.

Wenn man Zollverein zwischen Anfang Dezember und Anfang Januar besucht, wird man bereits von Weitem mit lauter Musik an der Kokerei empfangen. Hier man tatsächlich unmittelbar neben der Kokerei eine Eisbahn aufgebaut, welche SchlittschuhläuferInnen einlädt am imposanten Gebäude entlang ihre ersten oder schon weiter fortgeschrittenen Gehversuche auf dem gefrorenen Nass zu probieren. Die rund 1.800 m² große Fläche führt vorbei an den Koksöfen, rostroten Rohren und hohen Kaminen. Sowohl für die Aktiven als auch die Zuschauer ist rundum gesorgt. Direkt an der Eisbahn befinden sich Stände für Crêpes aber auch herzhafte Speisen wie die – im Ruhrgebiet unvermeidliche – Currywurst (übrigens: die beste der Welt). Wer es etwas gediegener mag oder sich lieber auch mal hinsetzt (nach einer längeren Tour über das Gelände), kann sich auch im Restaurant der Kokerei verpflegen lassen. Gerade im oberen Geschoss isst man herzhaft-lecker mit einem Blick auf ehemalige Räume der Kokerei. Außerdem: das Essen in der Kokerei ist echt lecker und der Service ausgezeichnet.

Schicht am Schacht

Seit der Schließung von Zollverein sind mehr als 30 Jahre vergangen. Seitdem wurden viele weitere Zechen und Kokereien im Ruhrgebiet endgültig geschlossen. Man sprach auch von einem Zechensterben. Aktuell gibt es noch zwei aktive Zechen in Deutschland: Prosper-Haniel in Bottrop und das Bergwerk Ibbenbüren. Für beide Bergwerke steht Ende 2018 die Mettenschicht an. Mit der Schließung dieser beiden Steinkohlebergwerke endet dann auch die beinahe 1000-jährige Geschichte des Steinkohlebergbaus in Deutschland und im Ruhrgebiet.

Doch damit endet nicht die Geschichte dieser imposanten und für die gesamte Region prägenden Meisterwerke der Bau- und Ingenieurskunst. Viele ehemaligen Zechengelände sind inzwischen zu Museen, Erlebnisparks und auch Bürogebäuden umgewidmet worden – stellenweise wurden sogar alle drei Möglichkeiten gleichzeitig realisiert.

Das Ruhrgebiet ist – mal wieder – eine Region im Wandel. Vor dem Beginn des industriellen Steinkohlebergbaus sowie der Ansiedlung weiterer Schwerindustrie wie den Kokereien war das heutige Ruhrgebiet eher ländlich geprägt. Es gab sehr grüne Flusslandschaften und Moorgebiete und irgendwo dazwischen lagen dann Dörfer wie Essen, Bochum, Gelsenkirchen, Dortmund, Herten oder Wetter. Inzwischen bildet das Ruhrgebiet zusammen mit dem Raum Köln/Bonn sowie Düsseldorf eine Metropolregion mit rund 10 Millionen Einwohnern. Diese Metropolregion ist das Herzstück der Mega Region „Blaue Banane“ und Ausdruck der Bedeutung, die das Ruhrgebiet über Steinkohlebergbau und Stahlproduktion hinaus hat.

Extraschicht – Die lange Nacht der Industriekultur

Seit mittlerweile mehr als 15 Jahren feiert man im wieder im Juni im Ruhrgebiet sich selbst, die Region und die Industriestruktur auf dem Weg in die Industriekultur. Die Extraschicht steigt in aller Regel immer am letzten Samstag im Juni. Im Rahmen der Extraschicht öffnen viele Industriedenkmäler im Ruhrgebiet ihre Tore für die Besucher. Während dieser langen Nacht der Industriekultur können die Besucher Zollverein, Nordstern, Zollern oder auch der Jahrhunderthalle in Bochum sowie den Landschaftspark Duisburg-Nord und viele andere Industriedenkmäler besichtigen. Die genauen Orte und Veranstaltungen werden in aller Regel im März bekannt gegeben. Für rund 20 Euro kann man dann kostenlos mit Bus und Bahn durchs Revier fahren und alle Denkmäler besuchen. Lohnt sich. Ich freue mich schon auf die kommende Extraschicht.

„Du hast den Ruß abgewaschen. Und Deine Öfen sind kalt. Doch Deine Zechen sind voll Leben. Hier wird getanzt, gelacht, das Morgen ausgedacht. Gefördert wird was lebt!“

Ursula Tharrs

Glückauf, Zollverein. Glückauf, Ruhrgebiet.