Das Zeitalter der Kohle
Das Zeitalter der Kohle

Das Zeitalter der Kohle

Seit dem 27. April nimmt die Ausstellung „Das Zeitalter der Kohle“ auf Kokerei Zollverein die Besucher mit auf eine beeindruckende Reise von der Entstehung der Kohle vor rund 300 Millionen Jahren bis hin zu einer imposanten Präsentation von mehr als 1.000 Exponaten zu verschiedensten Facetten der Kohleförderung und all den Dingen, die aus der Kohle und anderen Stoffen aus der Grube gewonnen werden konnten. Abgerundet wird die mehr als gelungene Ausstellung durch zwei Dinge: die Exponate verteilen sich über die verschiedenen Ebenen der ehemaligen Kokerei Zollverein. Also dort, wo bis 1986 die Verkokung der gewonnenen Steinkohle den nächsten Produktionsschritt nahm, geht man nun die Treppen die verschiedenen Ebenen hinunter (oder wieder herauf, wenn man noch mal etwas schauen will), an einem Megaregal mit mehr als 3.300 Fläschchen mit medizinischen, pflegerischen oder färbenden Präparaten vorbei und landet schlussendlich wieder auf dem Boden und schaut sich zum Abschluss noch einen Film zum beginnenden Zeitalter der Kohle an. Die Geschichte der Steinkohle in Deutschland endet 2018, die Geschichte der Steinkohle weltweit aber fängt gerade erst an. Das zweite Highlight erlebt man übrigens gleich am Anfang: Man fährt mit der Standseilbahn vom Fuß der Kokerei hoch bis ganz nach oben. Genial. Schon allein das ist das Eintrittsgeld von €10 wert. Wer die Ausstellung noch nicht besucht hat, hat bis zum 11. November 2018 Zeit dieses nachzuholen. Wer die Sache übrigens rund machen möchte: Das Ruhrmuseum befindet sich praktisch um die Ecke und zeigt die Geschichte des Ruhrgebietes angefangen bei Auenlandschaften über die Industrialisierung bis heute.

Der Ruhrpott lebt!

Die Extraschicht 2018 zog in ihrer mittlerweile 17. Ausgabe wieder die Massen in ihren Bann. Rund 300.000 Menschen haben bei sommerlichem Wetter nach Angaben der Veranstalter in diesem Jahr die lange Nacht der Industriekultur besucht und damit für einen neuen Rekord gesorgt. Nicht nur dieser Umstand ist bemerkenswert. So war die diesjährige Extraschicht die letzte Ausgabe, welche den Bogen von der Vergangenheit in die Gegenwart spannte. Während auf Prosper die Kohleförderung noch läuft, öffneten andernorts in 22 weiteren Städten rund 50 ehemalige Zechen, Kokereien und Stahlwerke als sog. Spielorte ihre Pforten für die Besucher. Wobei das nicht ganz richtig ist: vor Beginn der Extraschicht konnten zuvor ausgeloste Teilnehmer auf Grubenfahrt auf Prosper gehen. So kamen rund 300 Personen in den Genuss ein Bergwerk noch in vollem Einsatz unter Tage zu sehen. Gleichzeitig präsentierten sich auf Zollvereine unzählige Bergmannsgruppen und -chöre. Der Höhepunkt hier war ein bergmännischer Zapfenstreich vor Schacht XII gefolgt von einer unmittelbar daran anschließenden Feuer- und Lichtshow. Nahezu parallel präsentierte man auf Zeche Ewald in Herten während des Musikfeuerwerks „Licht am Schacht“ eine neue Version des Steigerlieds.

Frei nach dem Motto „Wandel is‘ immer“ präsentierte sich das Ruhrgebiet mal wieder von seiner ureigensten Seite: pragmatisch und mit grenzenlosem Optimismus stürzt man sich in die Zukunft. Und diese wird sicherlich nicht so schwarz werden, wie sie ursprünglich zu Beginn des Zechensterbens Mitte der 1980er-Jahre gemalt wurde. Mittlerweile sind viele ehemalige Industriestrukturen umgewidmet worden. Hin und wieder sind es lediglich eindringliche Kathedralen der Industriekultur, oftmals aber dienen die alten Gebäude neuen, innovativen Firmen als Büros oder gar Fertigungsstätten.

Die Steinkohle ist bald Geschichte. Doch die Metropole Ruhr lebt und er ist weiterhin laut, dynamisch und offen für alles Neue, was so kommen mag. Glückauf.