Dresden
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Dresden? Irgendwie ist diese Stadt in meiner Wahrnehmung recht kurz gekommen. Ich kann mich noch dunkel an die medialen Berichterstattungen zu den Demonstrationen im Herbst 1989 gegen die damalige Staatsspitze sowie rund um die Wiedereröffnung der Frauenkirche und das Hochwasser erinnern. Ansonsten leben dort eben viele Menschen, die eine sehr komische Sprache sprechen, von der ich zuweilen denke, dass diese mit Hochdeutsch nicht mehr viel gemein hat. Danach war irgendwie Pause, wenn nicht gerade „Fans“ von Dynamo Dresden mal wieder wild über die Stränge schlugen und es damit in die überregionale Berichterstattung geschafft hatten. Die sächsische Landeshauptstadt ist erst seit diesen unsäglichen Spaziergängen von PEGIDA wieder in meinen Fokus gerückt. Es war also im September 2016 an der Zeit, sich in Dresden umzusehen.

Anreise und der 1. Tag

Es ging an einem sehr frühen Samstag mit dem Intercity gen Dresden. Der Zug fuhr pünktlich ab und kam pünktlich an. Respekt, Deutsche Bahn. So oft gelingt euch das ja nicht. Um die Mittagszeit rollte dann der Intercity in den Dresdner Hauptbahnhof ein. Bei strahlendem Sonnenschein. Es sollte ein sehr warmer Tag werden, sodass wir schlussendlich nach unserem intensiven Spaziergang durch die Stadt abends gegen 20 Uhr noch gemütlich an der Elbe sitzen und ein Bierchen trinken konnten. Gerade das Sitzen war sehr attraktiv, da wir zuvor einen wahren Marsch durch die Dresdner Altstadt hinter uns gebracht hatten. Zwei voneinander unabhängige Schrittzähler ermittelten später in der Nacht einen Wert von rund 20.000 Schritten (ca. 12 km). Bei über 30 °C.

Unsere Reiseleitung hatte sich ganz offensichtlich vorgenommen, uns Dresden durchweg auf dem Fußweg näherbringen zu wollen. Kurz nachdem wir unsere Sachen im Hotel untergebracht hatten, ging es dann auch gleich weiter. Zu einem Restaurant hinter dem Hotel. Das sollte dann auch die letzte Kurzstrecke gefolgt von einer längeren Pause gewesen sein. Auf dem Programm für Samstag standen: Wiener Platz, Prager Straße, Neues Rathaus, Kreuzkirche, Altmarkt, Neumarkt, Brühlsche Terrasse, Schlossplatz, Theaterplatz, Semperoper, Zwinger, Italienisches Dörfchen, Goldener Reiter, Hauptstraße, Albertplatz und die Neustadt (für den einen oder anderen Absacker). Ein echter Gewaltmarsch. Für den Weg zurück aus der Neustadt zum Hotel durfte es dann aber doch die Straßenbahn sein. Die Fahrt war eine gefühlte Erlösung und Wohltat.

Der 2. Tag und die Abreise

Der folgende Tag war nicht weniger umfangreich und mit rund 15.000 Schritten (ca. 12 km) nur unwesentlich kürzer. Die Temperaturen lagen ebenfalls auf dem Niveau des Vortages. Vermutlich hätten wir die 20.000 Schritte wieder geschafft, wenn nicht schon gegen 16 Uhr der Zug gefahren wäre. Das Programm für den Sonntag hatte also nicht so sehr viel weniger zu bieten: Wallstraße, Postplatz, Sophienkirche, Taschenbergpalais, Dresdner Schloss (kleiner Schlosshof), Georgentor, Stallhof, Fürstenzug, Frauenkirche, Brühlsche Terrasse, Theaterplatz, Landtag, Terrasse des Kongresszentrums und dann zurück zum Hotel und von da aus im Schweinsgalopp zum Hauptbahnhof. Und: der Zug war schon wieder pünktlich. Dummerweise aber hatte wohl die Deutsche Bahn sehr viele bis zu viele Tickets für diesen Zug verkauft, sodass er nach dem Halt in der Dresdner Neustadt aus nahezu allen Nähten zu platzen drohte und sich dieser Zustand bis Hannover nicht sonderlich groß änderte.

Die Stadt

Dresden ist ein echtes Schmuckstück. Gerade rund um und in der Altstadt kann man die zig Millionen an Investitionen für den Wiederaufbau staunend bewundern. Allein rund um den Theaterplatz findet man mit der Semperoper, dem Zwinger und der Hofkirche gleich drei architektonisch interessante Bauwerke.

Die folgenden Texte sind der Wikipedia entnommen und lediglich stellenweise von mir umformuliert bzw. geändert zusammengestellt worden. Die Bilder kannst du in der Galerie unter dem Text größer anschauen und herunterladen (CC0 Public Domain).

Rund um den Theaterplatz

Semperoper

Die Semperoper in Dresden ist das Opernhaus der Sächsischen Staatsoper Dresden, die als Hof- und Staatsoper Sachsens eine lange geschichtliche Tradition hat. Die Semperoper befindet sich am Theaterplatz im historischen Stadtkern von Dresden in der Nähe der Elbe. Sie ist nach ihrem Architekten Gottfried Semper benannt.

Der ursprüngliche Bau Sempers wurde 1841 fertiggestellt und im September 1869 bei einem Brand völlig zerstört. 1878 wurde der zweite Bau (Entwurf: Gottfried Semper, Bauleitung: Manfred Semper) fertiggestellt, welcher wiederum in jener verheerender Bombennacht im Februar 1945 schwer beschädigt wurde. Nach diesem Brand sollte es mehr als 40 Jahre bis zur Wiedereröffnung dauern.

Aber damit nicht genug: das Hochwasser der Elbe im August 2002 fügte dem Opernhaus einen Schaden von 27 Millionen Euro zu. Drei Monate nach der Hochwasserkatastrophe eröffneten am 9. November 2002 Tänzer des Semperoper Balletts und die Sächsische Staatskapelle die Spielzeit mit dem Ballett Illusionen – wie Schwanensee.

Zwinger

Der Zwinger ist ein Gebäudekomplex mit Gartenanlagen in Dresden. Das unter der Leitung des Architekten Matthäus Daniel Pöppelmann und des Bildhauers Balthasar Permoser errichtete Gesamtkunstwerk aus Architektur, Plastik und Malerei gehört zu den bedeutenden Bauwerken des Barocks und ist neben der Frauenkirche das bekannteste Baudenkmal Dresdens. Sein Name Zwinger geht auf die im Mittelalter übliche Bezeichnung für einen Festungsteil zwischen der äußeren und inneren Festungsmauer zurück, obschon der Zwinger bereits bei Baubeginn keine dem Namen entsprechende Funktion mehr erfüllte.

Der Zwinger entstand ab 1709 als Orangerie und Garten sowie als repräsentatives Festareal. Seine reich verzierten Pavillons und die von Balustraden, Figuren und Vasen gesäumten Galerien zeugen von der Prachtentfaltung während der Regentschaft des Kurfürsten Friedrich August I. (auch „August der Starke“ genannt) und seines dadurch ausgedrückten Machtanspruchs. In der ursprünglichen Konzeption des Kurfürsten war der Zwinger als Vorhof eines neuen Schlosses vorgesehen, das den Platz bis zur Elbe einnehmen sollte; daher blieb der Zwinger zur Elbseite hin zunächst unbebaut (provisorisch mit einer Mauer abgeschlossen). Die Planungen zu einem Schlossneubau wurden nach dessen Tod aufgegeben und mit der Abkehr vom Barock verlor der Zwinger zunächst an Bedeutung. Erst über ein Jahrhundert später schloss ihn der Architekt Gottfried Semper mit der Sempergalerie zur Elbe hin ab.

Das größte Bauwerk dieses Gebäudekomplexes ist die Sempergalerie. Die Sempergalerie ist ein vom Architekten Gottfried Semper von 1847 bis 1854 errichteter Museumsbau im Stil der italienischen Hochrenaissance im Stadtzentrum von Dresden. Gottfried Semper musste allerdings während der Bauarbeiten wegen seiner Beteiligung am Maiaufstand 1849 aus dem damaligen Königreich Sachsen fliehen. Bis dato war das Erdgeschoss fertiggestellt. Der denkmalgeschützte Bau begrenzt den Zwinger nach Nordosten zur Elbe hin und beherbergt die Gemäldegalerie Alte Meister.

Katholische Hofkirche

Die Katholische Hofkirche in Dresden, geweiht der heiligsten Dreifaltigkeit (Sanctissimae Trinitatis), ist Kathedrale des Bistums Dresden-Meißen sowie eine Stadtpfarrkirche Dresdens. Sie wurde unter Kurfürst Friedrich August II. von Sachsen durch Gaetano Chiaveri von 1739 bis 1755 im Stil des Barocks errichtet. Im Jahr 1964 bereits zur Konkathedrale erhoben, wurde sie 1980 durch die Verlegung des Bischofssitzes von Bautzen nach Dresden zur Kathedrale des Bistums Dresden-Meißen.

Während der Luftangriffe auf Dresden vom 13. bis 15. Februar 1945 wurde die Kirche mehrfach von Sprengbomben getroffen. Das Dach und die Gewölbe im Innenraum stürzten ein. Die Außenwände wurden beschädigt, teilweise wurden sie vollständig zerstört. Der Wiederaufbau dauerte bis 1965. Die Spuren der Zerstörung sind noch heute an der unterschiedlichen Steinfärbung des Kirchenschiffes erkennbar. Drei der prächtig gestalteten Eckkapellen wurden fast originalgetreu restauriert. Die vierte erhielt eine neue Gestaltung.

Die Auswahl der dargestellten Personen trafen die Königin von Polen und Kurfürstin von Sachsen Maria Josepha, der italienische Jesuit und Hofbeichtvater Ignatius Guarini sowie der Erbauer der Hofkirche Gaetano Chiaveri. Dargestellt sind männliche und weibliche Heilige, unter ihnen Apostel, Evangelisten, Kirchenväter, Ordensgründer und bedeutende Jesuiten, aber auch Schutzpatrone des sächsischen, böhmischen, habsburgischen und polnischen Raums sowie allegorische Gestalten. Die Figuren standen dabei miteinander in Bezug, auch wenn das Anordnungskonzept in der Gegenwart nicht mehr in jedem Bereich zu entschlüsseln ist.

An der Fassade und auf den Balustraden befinden sich 78 Heiligenstatuen, die der italienische Bildhauer Lorenzo Mattielli und die Dresdner Bildhauer Paul und Jakob Mayer gestaltet hatten. Auf die Gestaltung übte auch der Hofbeichtvater Ignaz Guarini Einfluss aus.

Im Einzelnen sind das, in den Nischen neben dem Haupteingang, die vier Evangelisten: links Johannes und Matthäus sowie rechts Markus und Lukas. Oberhalb des Eingangs stehen die Apostel Petrus und Paulus in den Nischen, umgeben von den vier christlichen Tugenden Fides (Glaube), Spes (Hoffnung), Caritas (Nächstenliebe) und Iustitia (Gerechtigkeit). Oben am Turm stehen die Heiligen: Franz von Sales, Ida, Mauritius, Hubertus, Chrysostomus, Augustus, Norbert und Stanislaus von Krakau.

Auf dem Kirchenschiff stehen auf der unteren Balustrade im Uhrzeigersinn: Andreas, Thomas, Jacobus Minor, Simon, Sebastian, Katharina, Joseph, Lucia, Franz von Paola, Johann Nepomuk, Laurentius, Venantius, Bernhard von Clairvaux, Agnes, Maria Magdalena, Florian, Wenzeslaus, Vinzenz von Paul, Anton von Padua, Rosalia, Rochus, Franz von Assisi, Basilius, Stephanus, Casimir, Barbara, Irene, Raymund, Johannes Franz Regis, Franz von Borgia, Franz Xaver, Ignaz von Loyola, Thomas von Aquin, Anna, Apollonia, Johannes der Täufer, Judas Thaddäus, Philippus, Jacobus Maior und Bartholomäus.

Die obere Balustrade wird bestanden von: Magnus, Kaiser Heinrich, Aloysius, Dominicus, Theresia von Avila, Stanislaus Kostka, Petrus von Alcantara, Felix von Cantalice, Georg, Leopold, Karl Borromäus, Caecilia, Benno, Magdalena de Pazzi, Clara, Benedict von Nursia, Ludwig dem Heiligen und Prokop.

In den beiden Nischen an der Rückseite der Kirche befinden sich die Kirchenlehrer Augustinus und Ambrosius.

Auch das ist Dresden

Dresden ist ein Schmuckstück geworden. In den letzten rund 25 Jahren sind viele Millionen für die Restauration der einstmals und jetzt wieder stolzen Barockstadt aufgewendet worden. Wenn man einigermaßen gut zu Fuß ist, sollte man die Dresdner Altstadt per pedes erkunden. Die bekannten Sehenswürdigkeiten liegen stellenweise unmittelbar nebeneinander (bspw. am Theaterplatz: Zwinger, Semperoper, Hofkirche) oder sind nur wenige hundert Meter voneinander entfernt.

Ich habe viele nette Menschen an den beiden Tagen kennengelernt und mich auch gerade ihretwegen sehr wohl in Dresden gefühlt. Ursprünglich hatte ich überlegt, der Stadt im nächsten Jahr noch einen Besuch abzustatten und vielleicht länger als nur zwei Tage zu bleiben. Aber: ich will nicht. Ich will einfach keinen meiner Euros in einer Stadt lassen, dessen Bevölkerung der fremdenfeindlichen PEGIDA-Bewegung Woche für Woche widerspruchslos ebendiese wunderschöne Stadt als Bühne für ihre menschenverachtenden Äußerungen überlässt. All der Hass, der dort immer wieder von der Bühne geifert sollte der Bevölkerung Dresdens zu denken geben. Es war nämlich auch genau solcher Hass, welcher schlussendlich zu der nahezu vollständigen Zerstörung Dresdens führte. Wer an die alliierten Bombenangriffe im Februar 1945 erinnert, sollte auch daran erinnern, warum es überhaupt diese Allianz und diese Bombenangriffe gab. Stattdessen wird verklärt. Die Vergangenheit und auch die Gegenwart.

Die Ereignisse rund um die Feierlichkeiten zum Tag der Deutschen Einheit waren beschämend und das anschließende Mimimi aus Sachsen bezeichnend. Aber nicht nur das: nachdem medial und politisch auf Sachsen und seine Landeshauptstadt eingeprügelt wurde, bekam man doch auf einmal die Finger aus dem Hintern und ging auf die Straße. Aber nicht etwa, um wirklich etwas PEGIDA entgegenzusetzen. Man ging zuhauf die Straße, weil man das negative Bild Sachsens in der Öffentlichkeit korrigieren wollte. Ernsthaft? Das Bild ist negativ und dann geht man in Sachsen einmalig zu tausenden auf die Straße, klopft sich anschließend auf die Schultern, wie toll das doch alles war und die folgenden Wochen legt man wieder die Beine hoch und überlässt PEGIDA wieder die Stadt.

Als es 1989 gegen eine totalitäre Staatsführung ging, schaffte man es hunderttausende zu mobilisieren. Und das in einer Situation, die unendlich angespannt war. Eine Situation, in welcher niemand wusste, was die Sicherheitsorgane tun würden. Eine Situation, in der ein Blutbad ebenso möglich erschien, wie eine friedliche und wirkungsvolle Demonstration.

Heute marschiert PEGIDA durchschnittlich mit rund 2.500 montäglich durch die Stadt. Diesen Spaziergängern gegenüber stehen durchschnittlich 200 Gegendemonstranten. Auf einen Gegendemonstranten kommen also weit mehr als 10 Spaziergänger. Auch als PEGIDA noch weit über 10.000 Teilnehmer begrüßen konnte, waren es nicht viel mehr Gegendemonstranten. Viel lauter kann das Schweigen schon nicht mehr klingen. Wer über zwei Jahre mehr oder minder durchgehend schweigt, stimmt zu. Wer Kritik an diesen sächsischen Verhältnissen als Hetze versteht, hat nichts verstanden. Auch das ist Dresden.